Goldbergbau in Goldkronach
Das sagenumwobene Fichtelgebirge ganz im Nordosten der Ferienregion Franken zwischen Hof, Bayreuth und Waldsassen ist ein uraltes Mittelgebirge, viel älter als die Alpen. In der herbromantischen Landschaft mit ihren bizarren Felslabyrinthen, Granitbrocken und urtümlichen Steingebilden zwischen dichten, undurchdringlichen Wäldern leben die Legenden von Waldgeistern, Feen und verwunschenen Seelen noch fort. Die einmalige Landschaft, in der Saale, Naab und Eger entspringen, wird in alten Chroniken als "teutsches Paradeiß" bezeichnet und ist heute größtenteils als Naturpark geschützt. Dabei kann die Ferienregion auf eine reiche industrielle Vergangenheit zurückblicken, deren Tradition weltberühmter Porzellanfirmen, Glas- und Textilzentren bis in unsere Zeit reicht. Ein Wirtschaftszweig aber existiert nur noch in der Erinnerung: der Bergbau. Er ist es, dem die Fichtelgebirgs-Touristiker ihr besonderes Augenmerk schenken. Unter dem Motto "Drüber & Drunter" weisen Broschüren und Tourenvorschläge den Weg durch die Geschichte der alten Bergmanns-Zeiten.
Auf den Abbau wertvoller Erze und Mineralien gründete sich in früheren Zeiten der bescheidene Wohlstand der einheimischen Bevölkerung. Nicht von ungefähr haben Wirtschaftshistoriker für dieses Gebiet (zusammen mit der benachbarten nördlichen Oberpfalz) den Begriff "Ruhrgebiet des Mittelalters" geprägt. Geschürft wurde hier vor allem Gold, Silber, Eisen und Zinn. Auch Gesteine, vor allem Granit, wurden gebrochen und Mineralien gesammelt. Die Burggrafen von Nürnberg und späteren Markgrafen von Bayreuth-Kulmbach erkannten schon früh die Bedeutung dieser wirtschaftlichen Betätigung in einem an Ackergrund wenig gesegneten Land für das Wohlergehen ihrer Untertanen - und natürlich für sich selbst. Vor allem die reichen Goldvorkommen wurden ausgebeutet.
Goldkronach, ein verträumtes Goldgräberstädtchen am Südhang des Fichtelgebirges und beliebter Ferienort vor den Toren der Festspielstadt Bayreuth, war bereits im frühen Mittelalter bekannt als Fundort des wertvollen Edelmetalls. Der "Schmutzlerschacht", der "Name-Gottes-Gang" und der "Ostertagsstollen" existierten schon um 1400. Damals wurde in den Bergwerken mehr Gold - und auch Silber – gefunden als in allen anderen Gebieten Deutschlands. Im Jahr 1695 wuchs die Ausbeute in dem Grubenrevier so sehr, dass der Markgraf Christian Ernst aus Freude darüber einen Golddukaten mit der Aufschrift "Aurofodina Goldcronacensis" prägen ließ. Alexander von Humboldt, der berühmte Naturforscher und Gelehrte, war von 1793 bis 1796 als preußischer Bergbeamter im Bergamtsrevier Goldkronach tätig. Er ließ die damals bereits stillgelegte "Fürstenzeche" wieder auffahren, wodurch nicht nur dem preußischen König, sondern auch der armen Bevölkerung eine willkommene Einnahmequelle entstand.
In jetziger Zeit können Besucher auf den Spuren nicht nur des Gelehrten, sondern der Bergbaugeschichte wandeln: ausgehend von Goldkronach, führt der gut ausgeschilderte historische "Alexander-von-Humboldt-Lehrpfad" an immerhin 40 Bergbaustationen - verfallenen Schächten, Stollenmundlöchern und Halden - vorbei.
Größte Attraktion ist der "Schmutzler-Stollen", der 1981 restauriert wurde und sei 1985 auf einer Länge von 35 Metern für Besucher begehbar ist. Beinahe noch interessanter, als der Gang durch den historischen Stollen, ist für die Gäste freilich die Möglichkeit, sich - ausgestattet mit Waschpfanne und Goldgräberhut - selbst als Goldsucher zu betätigen, denn auch heute noch werden in Goldkronach "Goldflinserln" (= Körner mit einer Größe von 0,05 bis 0,1 Millimeter) gefunden. Einmal im Jahr ist Goldkronach richtiggehend im "Goldrausch": im Juni/Juli werden hier die jährlichen Deutschen Meisterschaften im Goldwaschen veranstaltet.
Im Herbst des Jahres 1997 wurde als weitere bergbauliche Attraktion das Besucherbergwerk "Mittlerer-Name-Gottes" mit einer vorläufigen Begehbarkeit von 105 Metern und dem Einblick in ein imposantes Abbaugebiet eröffnet. Dieses bergbauliche Kleinod zeigt anschaulich die bergmännische Kunst, aber auch die bergmännischen Mühen und Plagen des mittelalterlichen Goldabbaues. Der Stollen ist seit über 200 Jahren unbefahren und historisch erhalten. Von Fachleuten wird diese Bergbauanlage als montan-historisches Denkmal bezeichnet. Eine weitere Erschließung auf über 400 m Stollenlänge ist vorgesehen. Goldkronach hat also viel zu bieten in Sachen Landschaft, kristallklare Luft, viel Ruhe und historischer Vergangenheit.